Allen „Ismen“, so riet mir einer meiner frühen Lehrer, solle der Mensch, der sich das Gefühl eines billig und gerecht denkenden Wesens zu erhalten gedenke, mit Vorsicht begegnen. Einerseits würden oft einseitige Pseudowahrheiten mit Unfehlbarkeitsgarantie in den geistigen Raum gestellt und andererseits würden sich stets fanatische Apostel zur allzeitigen und militanten Verteidigung einfinden, alles in allem meinte er, der Mensch brauche keine Ismen. Womit bereits zwei Begriffe genannt seien, die keiner weiteren Erläuterung bedürfen: Dogmatismus, Fanatismus. Gleichfalls anfügen, weil in den Zusammenhang passend sollte ich hier Marxismus, Leninismus, Kommunismus, Liberalismus, Kapitalismus, Faschismus, Islamismus, Katholizismus, Protestantismus und Atheismus. Der Ergänzung halber, einen Anspruch auf Vollständigkeit erlaube ich mir nicht aufzeigen zu können, füge ich, die Gesamtheit der Menschheit jedoch weniger berührende Ismen an. Kubismus, Dadaismus, Expressionismus, Surrealismus, Symbolismus. Ich erspare Ihnen und mir, ich sehe mich auch nicht tiefsinniger Erläuterungen fähig, allumfassendes Wissen vorzutäuschen. Womit wir wieder, es ist doch schön, wie sich alles fügt, oder?, bei der Titelzeile angelangt wären, beim Merkelismus. In der Sprache der ‚Birne‘ würde ein Pfälzer Obstbauer seinen Nachbarn etwa wie folgt aushorchen: „Hoste schunn geheert, was sAngela gesaat hot?“ Das Wort s Angela wird etwa wie folgt ausgesprochen: Das s bedeutet es oder auch das. Niemand würde auf die Idee kommen, ‚die Angela‘ zu sagen, also in der Pfalz oder auch im Saarland, weil dort Frauen immer sächlichen Geschlechts zu sein scheinen, Sachen also. Aber das wollen wir mal als nicht geschrieben markieren, sonst sitzt mir ein weiterer Ismus näm-lich der feminine im Nacken. Zurück zur Aussprache. Dieses s, das es bedeutet, wird mit einem ganz kurzen, gestoßenen, vorangestellten e, wie beim Imperativ von ‚essen‘ also ess, aber kürzer und einer weniger starken Betonung auf dem zweiten s vorgetra-gen. Alles verstanden? Kleine Übung: s’räänt (es regnet) oder s’kimmt / s’kütt (es kommt). Des Weiteren sei angefügt, dass das g in Angela nicht wie ein g bei Gustav sondern wie ein SCH bei Schwachsinn gesprochen wird. S’Angela lauten nunmehr im Zusammenhang: Ess Anschelaaa.
Ich bin Ihnen noch die Antwort des Nachbarn schuldig, habe ich mich ja glatt verritten in der Urlautforschung. Dieser meinte nämlich in seinem Skeptizismus: „Nää.“ Und der Wissende erklärte sodann, ich muss dem Pfälzer jetzt, ob er will oder nicht, einen hochdeutschen Satz in den Mund legen, allein schon wegen des Authentizismus, was die Hüterin des Merkelismus so vor kurzem treffender nicht hätte formulieren können. „Solide Finanzen sind jetzt die beste Krisenprävention, die wir machen können.“ Gut, ich gebe zu, ein Pfälzer hätte dem letzten Halbsatz vielleicht, ich sage bewusst vielleicht, einen bodenständigeren Flair gegeben: „die wo mir mache kenne.“
Der weitere aufschlussreiche Dialog über die Wirtschaftskrise und den untauglichen Versuch der Merkelisten soll nicht unterschlagen werden.
„Unn was mäant es do domit?“
„Das ma net mehr ausgibt, als ma einimmt.“
„Is das was Neies?“
„Nää.“
„Warum säat se das dann?“
„Dass mir’s wisse un spare.“
„Ei mir spare doch schunn immer.“
„Awer das wäs doch die net.“
„Ah. – Misse die annere ach spare.“
„Wen mäanste dann?“
„Ei, di die mee han als mir?“
„Die Reiche?“
„Jo, die.“
„Dass kannste von dene net velange.“
„Och?“
„Die honn das net gelernt.“
„Was?“
„Ei s’spare.“
„Kenne di das net lerne?“
„Geh fort. Dass lerne di nie.“
„Jo dann.- Awer sa emol, warum hot die Regierung es letzte Johr so viel zum Fenster enaus geschmisse vor die Banke?“
„Ich honn ders doch gesagt, weil die s’spare net gelernt hon.“
„Un jetzt dirfe mir das bezahle?“
„Dass war doch schunn immer so, oder?“
„Ei jo. Et is nur gut, dass mir noch was anneres gelernt honn.“
„Was dann?“
„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“
„Das müst ma der Hüterin des Ferkelismus, äh Merkelismus doch amol san.“
„Du Kapp, die gehert doch ach zu dene, die’s net lerne.“