Samstag, 22. Dezember 2012

Am Küchentisch


Ich sitz' an meinem Küchentisch
Und starr' in den Kaffee.
Und wie auch meine Lampe schimmert.
bin's doch nur ich, den ich da seh‘.
Ich schau auf einen leeren Stuhl,
Dessen  Gedanken ich belausche.
‚S ist nur ein innerer Dialog,
mit meinen Tinitus ich tausche.

Sitze auf dem gegenüber,
die Tasse ist jetzt leer,
und hör, wie sehr es in mir wimmert,
dort saß oft wer, jetzt nimmer mehr.
Es war ‚ne Sie, der ich, oh Jammer,
die Lieb‘ verletzt‘, die sie mir gab.
Wohne allein im meiner Kammer,
Vielleicht erfreut sie’s, wenn ich klag.

Ich dachte wohl im Übermut,
es gäbe auch noch andere.
Und Luftveränderung tät mir gut,
wenn ich zur nächsten wandere.
Doch im Herz regiert jetzt Grausen,
wenn ich ihrer nun gedenk.
Warum ließ diese Frau ich sausen,
des Gottes Amor schönst‘ Geschenk.

So sitz’ ich halt am Küchentisch,
trink' anstatt Kaffee manchmal Tee.
Der Grund ist einfach zu benennen,
auf einem Tee ich nie was seh.
Sitz' wieder auf dem andern,
mit einem traurigen Gesicht.
Und denke an den Friedrich Schiller,
der von Herz-zu-Herzen spricht.

Was nützt allkluger Klassik-Geist,
wenn man ihn frech zur Seite schiebt,
und nicht erkennt in seinem Wahn,
dass eine Frau dich innig liebt.
Dann bleiben andrer Stühle leer
Bist ja selbst schuld, dann gräme dich,
schaust statt ‚ner Tasse in ein Glas‘
und liegst bald unter statt am Tisch.

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