Samstag, 20. Februar 2010

Luftschloss

Gestern las ich in meinem Horoskop, ich hätte mir ein Luftschloss aufgebaut, das mit der Realität nicht standhalten könne. Ich solle versuchen meine Pläne zu än-dern, dass mir eine Enttäuschung erspart und alle Chancen auf ein gutes Voran-kommen bestehen bliebe. Als vernünftig Denkender scherte ich mich bisher nicht um die täglich erscheinenden astrologischen Hilfestellungen meiner Tageszeitung, blieb auch an keinem Freitag, der auf einen 13. im Kalender fiel, im Bett und umsteuerte Gerüste nur, wenn größere Schmutzentwicklung durch herab fallenden Staub meine Kleidung hätte verunreinigen können. Die Warnung vor einem der Realität nicht standhaltenden Luftschloss warf meine bisherige Verhaltsweise minutenlang über Bord. Angestrengt grübelte ich nach den von mir zuletzt begonnenen Plänen. Ich hatte mir vorgenommen, vermehrt Sport zu treiben, aber an den Gewinn der Weltmeisterschaft dachte ich dabei nicht. Ich wollte ein Buch schreiben und veröffentlichen. Ich habe es geschrieben und veröffentlicht, jedoch sieht mein weiterer Plan nicht vor, den Nobelpreis entgegen zu nehmen. Dem Lexikon entnehme ich, dass man unter einem Luftschloss einen unrealistischen Zustand oder einen Gegenstand zu verstehen habe, den man sich ersehnt, herbei wünscht oder erträumt, der aber außer in der Vorstellung noch keine Substanz hat, ein Hirngespinst oder ein Fantasiegebilde. Unrealistische Pläne - Fehlanzeige. Die klugen Köpfe in WIKIPEDIA erwähnen Sehnsüchte, Wünsche und Träume. Ach, ein weites Feld. Wünschen wir uns nicht alle seit wir denken können alles und jedes? Einen Teddy, LEGO - Bausteine, eine Holzeisenbahn? Wollten wir nicht alle Kapitän, Pilot, Lokführer, Polizist werden? Die weiblichen Leserinnen mögen mir verzeihen, aber mir fehlen die erforderlichen Erfahrungsschätze. Ich werde mich aber bemühen, meine Wissenslücke zu schließen. Ich wünschte mir als Zehnjähriger einen Roller, um mit meiner Mutter, auf dem Sozius sitzend, die täglichen Einkäufe zu erledigen. Mit sechzehn Jahren glaubte ich an eine musikalische Karriere als Liedermacher. Der Anfang war vielversprechend. Aufnah-men im Rundfunk und wenig später zwei Titel im dritten Programm. Luftschloss? Manchmal ärgere ich mich darüber, mit wie wenig Können manche Gruppen erfolg-reich sind. Und doch wundert es mich aber nicht: Jedem Publikum die ihm gemäße Musik. Ich weiß aber auch, dass es Bessere gibt. Meinen Berufswunsch konnte ich nach einigen Umwegen erfüllen. Im Nachhinein frage ich mich allerdings, ob es nicht besser gewesen wäre, diesen nicht gewünscht zu haben. Ich begnüge mich damit, nicht alles haben zu können und bin zufrieden. Es lebt sich gut. Träume? Was habe ich nicht alles geträumt. Olympiasieger, Tour de France Gewinner, Held, wofür weiß ich nicht mehr, Indianerhäuptling, einer, der die Weißen besiegt, Musiker auf Konzerttournee, Vertreter Deutschlands bei der Eurovision, doch Nobelpreisträger, egal für was, Hauptsache der König drückt mir die Hand. Und. Und. Und. Nach einem ereignisreichen Leben träume ich wenig. Manches hätte ich mir noch nicht einmal im Traum vorstellen können. Einzelheiten erspare ich mir. Bescheidenheit. Träume und Wünsche habe ich keine mehr. Mein Haus, mein Boot, mein Pferd, mein Yacht? Urlaub? Neues Auto? Fehlanzeige. Nicht ganz. Ich träume davon, meine Gedanken zu formulieren und anderen Menschen Freude bereiten. Ich möchte so schreiben, dass der Leser meiner Zeilen sich beruhigt an meine Schulter anlehnt. Ob es mir gelingt? Der Inhalt des Horoskops hätte sich damit als unhaltbar erwiesen. LUFTSCHLOSS? Letztlich bleibt nur die Sehnsucht nach dem Besonderen, dem das Leben Erfüllenden: Zuneigung, Gefühl, Liebe. Hoffnung? Luftschloss?

1 Kommentar:

  1. en lisant tout çà
    je vois ton etat d'esprit
    c'est dur la vie
    moi j'aurai voulu etre aussi une artiste
    mais dans la peinture
    en vivre çà aurai ete le top
    mais bon il faut se contenter de ce qu'on a
    des personnes ont encore moins

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