Sonntag, 14. Februar 2010

Sonnenuntergang

In einigen Wochen erscheint meine erste Erzählung mit dem Titel SONNENENUNTERGANG.
Ich bin sehr gespannt, wie das Buch aussieht und ob sich Leser dafür interessieren.

Hier ein kleiner Auszug.

Es wird still. Sie laufen über mir. Ihre Mäuler füllen züngelnde Klopse. Langsame Worte dringen aus Untiefen gurgelnd zu mir. Ein schwarzes Tuch schiebt die grelle Sonne beiseite und verdunkelt den Horizont. Nacht. Die Mitte teilt sich. Eine wunderschöne Frau tritt vor den Vorhang. Sie trägt lange blonde Haare. Ein schneeweißes Kleid bedeckt eine Schulter. Die Haut strahlt. Sie spricht zu mir, unhörbar. Ihre rechte Hand zeigt auf mich. Sie dreht die Handfläche nach oben und zieht mich, eine Marionette, mit stets beugendem und streckendem Zeigefinger zu sich. Ich schwebe durch sie hindurch. Licht. Ich sehe meinen Vater. Er trägt mich und singt ein Kinderlied. In den lieblichen Gesang stürzt mein schreiender Klassenlehrer: „Du Bankert! Streck die Hand aus!“ Er schlägt ohne Unterlass mit einem menschengroßen Holzlineal auf meine verstümmelten Finger. Ein breiter Eichenblattfluss überblendet die Geschehnisse. Lene und ich liegen am Ufer im hohen Gras. Wir küssen uns. Plötzlich springt sie auf und stürzt weinend ins Wasser. Die Stille tobt, Wellen überschlagen sich, die Oberfläche färbt sich blutrot. Wo sie verloren ging, schießt sie, thronend auf einer schwarzen Lokomotive, dessen Front eine weit geöffnete Drachenfratze ziert, empor. An den blutverschmierten Zähnen halten sich meine Kameraden fest. Sie rufen: „Warum? Warum?“ Schallend lacht sie und winkt mit dem Siegerkranz in der Hand. Der Zug fährt über mich hinweg und versinkt in einem plötzlich aufreißenden breiten Schützengraben. Könige, Adler, meine Schule, schwarz-weiß-rot, meine Lehrer am Katheder, werden vom Sog in die Tiefe gerissen. Nichts. Stille. Grelles Licht. Dunkel. Dunkel.

(Die Verwundung im ersten Weltkrieg, den er wie seine Kontrahenten auf französischer Seite nicht verstanden haben, die ihm angeborene Verbundenheit zur Natur, insbesondere zur Erde, zum Boden – der Soldat frisst sie, vergräbt sich in ihr, der Landwirt hegt aus Liebe - und seine dem Schicksal geschuldete Dankbarkeit, führten Peter zu bescheidener Zufriedenheit – will nur ein Dach über dem Kopf, ein Bett zum Schlafen, keinen Hunger und Frieden – und naturnaher glücklicher Lebensweise.
Anlässlich der politischen Niederschlagung der Demokratisierung in Prag fühlte ich in wenigen Worten seine weltabgewandte Philosophie.)

Beide lauschten wir den Meldungen der Niederschlagung des Prager Frühlings. Währenddessen zündete er sich seine Pfeife an, zog daran und blies eine weißgraue Wolke genüsslich aus. Währenddessen überzog den angrenzenden Wald ein rot glühendes, in seiner Schönheit kaum zu überbietendes Abendrot und bedeckte den weiten Horizont. Ruhig, bedächtig, unbeteiligt und in sich ruhend wandte er sich zur mir: „Schau dir den Sonnenuntergang an. Wenn die Welt untergeht, kommst du zu mir, wir setzen uns ans Fenster und schauen zu.

(In der Erinnerung an ihn erkenne ich, wie sehr uns kindliche Erlebnisse prägen und, wenn wir eine Rückbesinnung erkennend zulassen, wie sehr diese frühe Heimat, Heimat überhaupt, unsere Seele befriedet.)

1 Kommentar:

  1. moi j'aimerai lire tout le livre
    mais difficile la traduction ici est pppfffff
    dure dure
    auras tu le livre en français????????????
    si oui j'aimerai beaucoup l'avoir

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